Härri - der Schweizer Familienname

Restauration und Industrialisierung (1803 – 1852)

Als Restauration (Schweiz: 1813 – 1831) wird die Wiederherstellung des politischen Zustandes bezeichnet, besonders nach der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons. Sie ist geprägt von konservativen politischen Ordnungen in einigen Kantonen, einem schwachen Bund, wirtschaftlicher Modernisierung (Industrialisierung) und der Herausbildung einer gegen die alten Eliten opponierenden liberalen bürgerlichen Öffentlichkeit.

1800

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Birrwil: Der erste Schmied

Kurz nach 1800 lässt sich Melchior Hächler-Graf, der erste Schmied in Birrwil in der Ländern nieder. 1846 zieht er fort, da ihn der Einheimische →Samuel Härri konkurrenziert.

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Kanton Aargau: Wiedereinführung des Sittengerichts

Der neu gegründete Kanton Aargau führt das Sittengericht wieder ein.

1803

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Schweizerische Eidgenossenschaft und Kanton Aargau

Nach dem Rückzug der französischen Truppen 1802 erreicht die helvetische Staatskrise ihren Höhepunkt. Nach mehreren bewaffneten Aufständen und Staatsstreichen ersetzt Napoléon die zentralistische Republik durch einen lockeren Staatenbund mit der Bezeichnung [wiki]Schweizerische Eidgenossenschaft[/wiki]. Der heutige [wiki]Kanton Aargau[/wiki] wird gegründet, das Kantonswappen wird erschaffen. Die Münzhoheit geht zurück an die Kantone.

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Birrwil: Einwohnerzahl und Namen der Frauen

Birrwil zählt 715 Einwohner.

Frauen tragen nun immer den Namen des Ehemannes.

1805

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Kanton Aargau: Schulpflicht

Der Kanton Aargau erklärt mit dem ersten Schulgesetz alle Kinder für schulpflichtig und ordnet an, dass alle Gemeinden eigene Schulen einrichten müssen.

1806-1815

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Kontinentalsperre und Krise der Textilindustrie

Die [wiki]Kontinentalsperre[/wiki] (Wirtschaftsblockade des europäischen Kontinents gegen Grossbritannien) des französischen Kaisers Napoleon I. beeinträchtigt das Wachstum der schweizerischen Textilindustrie. Die Verschärfung dieser Sperre 1810 (Einfuhrverbot für Baumwolle) brachte vielen Handelsunternehmen den Konkurs. Von rund 200’000 arbeitslosen Webern und Stickern wanderten viele aus der Schweiz aus. Die Lockerung des Einfuhrverbotes kam zu spät.

1808

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Birrwil: Weiber-Einzugsgeld

Frauen, die aus anderen Gemeinden stammen und sich in Birrwil einheiraten, bezahlen ein sogenanntes ‹Weiber-Einzuggeld› von 35 Schweizer Franken zugunsten des Armengutes der Gemeinde.

1813

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Kanton Aargau: Erweiterung der Grundbildung

Der Kanton Aargau verfügt mit einem Dekret die Gründung von Gymnasien und die Einrichtung so genannter Mittel- oder Sekundarschulen, die in etwa den späteren Bezirksschulen entsprechen. Schweizweit war dies eine Pionierleistung.

1814

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Kanton Aargau: Verfassungsrevision

Die Aagauer Kantonsverfassung wird durch konservative Kräfte revidiert, die demokratischen Rechte werden eingeschränkt, obwohl der Aargau wegen der Niederlassungs- und Gewerbefreiheit sowie der Abschaffung der Standesrechte als einer der liberalsten Kantone der Schweiz gilt.

1815

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Die Schweiz als Staatenbund

Nach der Niederlage von Napoleon Bonaparte stellt der [wiki]Wiener Kongress[/wiki] die Schweiz als Staatenbund wieder her und garantiert Unabhängigkeit und immerwährende Neutralität. Die Schweiz verliert dabei einige Gebiete, unter anderem das Veltlin und die Stadt Mülhausen im Elsass. Die Kantone Genf, Wallis und Neuenburg treten hingegen dem Bündnis bei.

1816-1817

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Klimaveränderung, Hungersnöte, Teuerung und Auswanderung

Der indonesische Vulkan [wiki title=»https://de.wikipedia.org/wiki/Tambora#Eruption_von_1815«]Tambora[/wiki] schleudert im April 1815 Unmengen an Vulkanasche in die Stratosphäre. Es ist der weltweit grösste Vulkanausbruch seit 10’000 Jahren. Auf der Nordhalbkugel führt die damals noch unerklärbare Verdunkelung des Himmels und der Temperatursturz zu extrem nassen, kalten Sommern und zum Ausfall der Ernten. In der Schweiz sind Nordlichter sichtbar. Das Klima erholt sich erst nach 1821 wieder. Rund ein Jahrhundert später wird man erfahren, dass der Vulkanausbruch die Ursache für diesen Klimawandel war. Eine noch ungeklärte Eruption kurz zuvor muss aber mitverantwortlich gewesen sein.

Der junge Kanton Aargau wird zudem von schweren Überschwemmungen geplagt. Eine Hungersnot bricht aus und die Nahrungsmittel verteuern sich. Brotgetreide kostete vom Oktober 1816 bis zum Juni 1817 das Zwölf- bis Vierzehnfache des normalen Preises, Kartoffeln das Dreissigfache.

Aus den vom Krieg verwüsteten Ländern kann kein Getreide eingeführt werden. In dieser Not beginnt man, Kartoffeln anzubauen und anstelle von Weinreben pflanzt man Obstbäume.

Im Kanton Aargau sterben rund 30% der Bevölkerung an den Folgen der Mangelernährung. Die Zahl der Eheschliessungen und der Geburten sinkt. Der schlechte Gesundheitszustand der unterernährten Mütter verursacht eine steigende Anzahl an Fehlgeburten und das Streben von Kleinkindern. In der Folge stagniert die Schweizer Bevölkerung bei 1.9 Millionen Einwohnern.

Am 11. Dezember 1816 erlässt der Kanton Aargau für die Pfarrer die Verordnung über die Einrichtung der Geburts-, Ehe- und Totenregister, die ab 1. Januar 1817 als Einzelregister und im Doppel auf offiziellem Vordruck zu führen sind. Gemäss Zusatz vom 15. Oktober 1818 muss neben dem Heimatort nun auch der Wohnort angegeben werden. Dem Bezirksamtmann obliegt die Oberaufsicht über die Registerführung.

Am 7. Februar empfiehlt der Kanton Aargau den Gemeinden, die Sparsuppe ([wiki title=»https://de.wikipedia.org/wiki/Rumfordsuppe»]Rumfordsche Suppe[/wiki]) einzuführen, und stellte dabei fest, dass mehrere Gemeinden das aus eigener Initiative bereits getan hatten. Dazu gehörte Birrwil, das den Betrieb am 21. Januar aufgenommen hatte.

Im Jahr 1817 wandern rund 3’000 Schweizer nach Nord- und Südamerika sowie nach Russland aus. Der wichtigste Auswanderungshafen für diese Schweizer ist Amsterdam. Die Überfahrt nach Amerika mit Segelschiffen dauert zwischen 30 bis 60 Tage. Chaotische Verhältnisse in Amsterdam verursachen lange Wartezeiten und Verarmung. Krankheiten wie Skorbut, Typhus, Blattern und Pocken forderten zahlreiche Opfer unter den Auswanderern.

1818

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Erster Birrwiler Orgelist und Führen eines Ortsbürgerregisters im Kanton Aargau

In Birrwil spielt →Gottlieb Härri, Ammanns, die erste Birrwiler Orgel (bis 1869), →Jakob Härri bedient den Blasebalg.

Der Kanton Aargau ordnet am19. Oktober das Führen von Ortsbürgerregistern an.

1822

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Birrwil: Schwaderhof wird integriert

Der Schwaderhof, welcher bisher zur Gemeinde Alliswil gehörte, wird auf Wunsch der Bewohner in die Gemeinde Birrwil integriert.

1824

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Birrwil: Erste Uhrenfabrik

Die erste Birrwiler (Uhren-)Fabrik wird gebaut. Die Wasserkraft der Dorfbäche wird vermehrt für gewerbliche Zwecke genutzt.

1828-1829

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Kanton Aargau: Wechsel zum Bistum Basel

Der Aargau wechselt gegen den Willen der Katholiken vom Bistum Konstanz zum Bistum Basel.

? – 1830

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Birrwil: Gemeindeammann Jakob Härri

→Jakob Härri ist Gemeindeammann von Birrwil.

1830

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Freiämtersturm

Aufgrund der Unzufriedenheit der Landbevölkerung im Freiamt mit der zunehmend autoritär gewordenen Kantonsregierung kommt es am 5. und 6. Dezember zum [wiki]Freiämtersturm[/wiki]: Zwischen 5’000 und 6’000 Bewaffnete ziehen von Wohlen nach Aarau, wo sie das Zeughaus besetzen, das Regierungsgebäude umstellen und Verhandlungen erzwingen. Der Aufstand endet unblutig. Die Verfassung wird revidiert, Steuern gesenkt, Volksrechte ausgebaut, gleichzeitig aber wird der Staat gestärkt, was nicht im Sinne der Freiämter war.

Der Gegensatz zwischen Katholiken und Reformierten verstärkt sich und gipfelt 1834 in den Badener Artikeln und 1841 im Aargauer Klosterstreit. Diese Ereignisse führten letztlich zum Sonderbundskrieg von 1847 bzw. zur Gründung des Schweizerischen Bundesstaates.

1830 (bis 1880)

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Auswanderungen

Das starke Bevölkerungswachstum und die Hungersnot von 1816/17 führen zu grosser Armut, Mangelernährung (vor allem Eiweissmangel), Anfälligkeit für Krankheiten, Geburtenrückgang und frühem Tod. Die Behörden betreiben nun eine aktive Auswanderungspolitik. In Birrwil werden die ersten Beitragsgesuche für die Auswanderung nach Amerika gestellt. 1832 wird das Birrwiler Armenhaus fertiggestellt und ist derart überfüllt, dass man 1855 einen Neubau beschliesst. In Birrwil erreichen die Auswanderungsgesuche 1854 ihren Höhepunkt.

1831 wandert der Surseer Arzt Dr. Kaspar Knöpfli mit Familien und Freunden über Basel und Havre nach Amerika aus. Von New York reist er auf dem Flussweg nach St. Louis, Missouri und gründet New Switzerland (auch [wiki title=»http://de.wikipedia.org/wiki/Highland_%28Illinois%29″]Highland[/wiki] bzw. Helvetia genannt), später die grösste Schweizer Kolonie in Amerika.

In Teilen Europas wütet die asiatische [wiki]Cholera[/wiki]-Pest. Dank verschiedener Vorsichtsmassnahmen bleibt die Schweiz davon verschont.

1831

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Nordlichter in der Schweiz

In der Schweiz sind Nordlichter sichtbar.

1834

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Badener Artikel

Sieben liberale Kantone, darunter der Aargau, beschliessen in den Badener Artikeln ein von Rom unabhängigeres Nationalbistum und stärkere staatliche Aufsicht in kirchlichen Fragen.

1835

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Birrwil: Einwohnerzahl

Birrwil hat 1 Schmiede, 1 Getreidemühle und 580 Einwohner.

1837

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Schweizer Volkszählung

Bei der ersten amtlichen Volkszählung hat die Schweiz 2.2 Millionen Einwohner (53 Einwohner pro km2).

1838

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Birrwil: Spar-und Leihkasse

In Birrwil wird die Spar- und Leihkasse Birrwyl gegründet.

1840

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Beinwil: Versuchtes Tötungsdelikt

Versuchtes Tötungsdelikt im Nachbarsdorf Beinwil: Am 20. Oktober verletzt der 56-jährige Wittwer Johannes Mattli während eines Streites im Vorkeller des Armenhauses den Spitalmeister Jakob Studer mit einer Axt und einem Sackmesser schwer und wird zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

1845-1849

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Europa: Kartoffelfäule

Die Einschleppung des Erregers der [wiki]Kartoffelfäule[/wiki] aus Nordamerika führt in ganz Europa zu Missernten des Grundnahrungsmittels Kartoffel und zur Lebensmittelknappheit. Bei der [wiki]Hungersnot in Irland[/wiki] sterben deswegen eine Million Menschen und zwei Millionen wandern aus, vorwiegend nach Amerika.

In der Schweiz ist die Hungersnot kleiner als nach dem Ausbruch des Tambora 1816/1817.

1846-1852

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Birrwil: Bau der linksufrigen Seetalstrasse

Mit dem Bau der linksufrigen Seetalstrasse erhält Birrwil eine Verkehrsverbindung über die Birrwiler Bachschluchten nach Süden. Die bisher abgelegenen Ortsteile Wilhof und Schwaderhof werden direkt miteinander verbunden. Die weitere Entwicklung von Birrwil wird von der Höhe zur Landstrasse hinunterverlegt.

1847

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Sonderbundskrieg

Im November findet der Sonderbundskrieg statt, ein Bürgerkrieg zwischen den reformierten Orten unter General Dufour und den katholischen Orten, welche sich zuvor zu einem Sonderbund zusammengeschlossen hatten, um sich gegen die von den liberalen Ständen geduldeten Freischarenzüge zu wehren und ihren Glauben gegenüber den reformierten Orten zu verteidigen. Der Sonderbundskrieg ist die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden. Die einzige bewaffnete Auseinandersetzung auf Aargauer Gebiet ist das [wiki]Gefecht von Geltwil[/wiki] am 12. November 1847.

1848

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Schweiz: Parlamentarischer Bundesstaat

Die Schweiz konstituiert sich als parlamentarischer Bundesstaat, ein Kompromiss zwischen Zentralgewalt und kantonaler Selbständigkeit. Die erste Bundesverfassung tritt in Kraft und Bern wird die Bundeshauptstadt. Der Bund ist wieder zuständig für die Währung.

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Brandstiftung in Gontenschwil

Am 11. September zündet der 21-jährige Waise Heinrich Gyger im nahe Birrwil liegenden Dorf Gontenschwil das Haus seines Vormunds Heinrich Leutwyler an.


Teil 6: Kulturkampf und Ausbau der Demokratie (1850 – 1912) →